Ein Interview mit Martin Hugl, Weingut Hugl-Wimmer
Seit vielen Generationen im Weinbau verwurzelt, jetzt in erster Generation vereint. Für die Bewirtschaftung der variantenreichen Lagen haben die Eheleute Sylvia und Martin Hugl groß investiert. Der neue, hoch automatisierte Weinkeller bringt Flexibilität. Doch der Weg dorthin fühlte sich etwa so an, wie im freien Fall ein Flugzeug zu bauen!
„Als Winzer stehst du heute verschiedensten Herausforderungen gegenüber, die ein Umdenken erfordern“, schildert Martin Hugl. Der Weinbauer verweist auf die veränderten klimatischen Bedingungen, die er sowohl in den eigenen Rieden als auch bei den zugekauften Trauben zu spüren bekommt: „Frühere Reife, häufigere Wetterereignisse oder auch der Konsumtrend zu leichteren Weinen führen zu konzentrierteren Leseperioden. Zusätzlich haben sich unsere Volumina verzehnfacht, seit wir den elterlichen Betrieb übernommen haben. Heute produzieren wir im Jahr ca. 500.000 Liter. Wenn dann die Trauben auf den Hängern auf die Verarbeitung warten, werden sie davon nicht unbedingt besser.“ So kam der Wunsch nach einer baulichen Veränderung auf.
Herausforderung Volumen
„Unser klares Ziel war es, größere Mengen Trauben übernehmen und auf einmal pressen zu können.“ Vor dem Umbau im Jahr 2014 werkte man auf einer pneumatischen 2500er-Presse. „Damit verarbeiteten wir bis zu 4 Tonnen Trauben, also auf Anschlag. Davon wollte ich weg.“ Mit Besichtigungen bei Winzerkolleg*innen verschaffte man sich einen Überblick. „Wir haben uns verschiedenste Dimensionen angesehen, auch auf deutschen Weingütern. Die Frage war immer, welche Konstellation für uns Sinn macht. Ein Füllvolumen von 10 Tonnen erschien uns optimal.“ Diesen Anforderungen stand jedoch das eingeschränkte Platzangebot der neu geplanten Halle gegenüber: „Eine 10.000er wäre zu groß und zu lang gewesen.“

Zielsetzung Flexibilität
Zentrales Element der neuen Anlage ist der Übernahmetrog: „Der ermöglicht es anders als zuvor Trauben abzuladen, während die Presse läuft.“ Von hier aus gelangen die Trauben über die eine Schnecke in die Presse – optional auch über die Abbeermaschine. Die andere, gegenläufige Schnecke führt in die Rotweintanks, wo die Maische erst vergärt, bevor sie über eine Rutsche wieder im Übernahmetrog landet. Dort wird sie teilentsaftet und schließlich in die Presse befördert. „Komplett ohne störenden Pumpvorgang nach der Gärung“, betont Martin die Vorteile des technischen Konzepts. „Wir verarbeiten Hand- und Maschinenernten gleichermaßen. Die gesamte Steuerung erfolgt zentral.“
WOTTLE als Partner
Mit diesem Zielbild gingen besondere Anforderungen an die Weinpresse einher. „Wir wollten z.B. keine Zentralbefüllung, alles musste mit der Position der Tresterschnecke zusammenpassen.“ Die beste Lösung für diese Anforderungen entstand in Kooperation mit WOTTLE. „Aber auch wenn die räumliche Lage ums Eck und das persönliche Vertrauen für uns wichtige Pluspunkte sind, suchten wir den Vergleich mit einem anderen Anbieter. Letztlich hatte WOTTLE jedoch auch bei Preis-Leistung die Nase vorn.“
Straffer Zeitplan
„Im freien Fall ein Flugzeug bauen – ja, so ungefähr fühlte sich das Jahr 2014 für uns an“, erinnert sich Martin an die Fundamentlegung im Jänner, den Hallenbaustart im April und die technische Einrichtung im Laufe des Sommers. „Die Presse kam dann im September – wir haben quasi den Strom angeschlossen und zu arbeiten begonnen!“
"2014 fühlte sich an, wie ein Flugzeug im freien Fall zu bauen."
Der besonders nasse Erntemonat stellt dabei zusätzliche Herausforderungen. „Die Trauben waren mürbe durch den vielen Regen, die üblichen Pressparameter funktionierten einfach nicht.“ Auch diesbezüglich erwies sich die Nähe zu WOTTLE als Vorteil: „Ein Anruf, und wenige Minuten später war jemand da, um zu helfen.“
Seither sind gut zehn Jahre vergangen. „Wir haben bis heute fast 900 Pressdurchläufe absolviert, ohne gröbere Probleme. Vergangenes Jahr, also 2024, haben wir an einzelnen Tagen sogar sechs Presszyklen absolviert! Da macht sich der geringere Reinigungsaufwand der WOTTLE bemerkbar.“
Für die Zukunft gerüstet
Die Trends am Weinmarkt sieht Martin ambivalent: „Wir versuchen natürlich verschiedene Weinstile, auch den gehypten Orange-Wine habe ich mal probiert, das ist aber nicht unser Produkt.“ Die erforderliche Spezialisierung für die Glaubwürdigkeit beim Konsumenten läge nicht im Fokus des Weinguts Hugl-Wimmer. „Wir arbeiten lieber an unserem ursprünglichen Sortiment, da bietet auch das wärmere Klima neue Möglichkeiten. Etwa mit fruchtig-leichten Rotweinen, ganz anders als vor 50 Jahren, als unsere Gegend noch für eher säurebetonte Weine bekannt war.“ Und alkoholfreier Wein? Damit kann Martin wenig anfangen: „Das ist ein reines Industrieprodukt. Traubensaft ist als alkoholfreie Alternative viel interessanter! Ein Muskateller hat ein tolles Aroma, das aber durch die Pasteurisierung verloren geht. Da wird man sich mit der Kaltsterilisierung beschäftigen müssen, was kleinere Betriebe jedoch technisch und finanziell überfordert.“ Die zahllosen Steuerungsoptionen der WOTTLE Presse unterstützen Martin jedenfalls bei der Weiterentwicklung: „Die Natur stellt die großen Weichen, aber wir bestimmen den Weg, den wir gehen wollen!“






